Berlin, 12. Juni 2025
- Business-Netzwerk etabliert sich als relevante Plattform für politische Kommunikation
- Grüne bei Nutzung vorne; Robert Habeck mit einer halben Million Follower Spitzenreiter
- Bundeskanzler Friedrich Merz ist Nummer zwei nach Follower-Zahlen; 71 Prozent seiner Regierungsmitglieder nutzen LinkedIn
- Abgeordnete der AfD und der Linkspartei meiden das Medium
- Analyse der Kommunikationsagentur MSL in Kooperation mit Martin Fuchs
Das Business-Netzwerk LinkedIn gewinnt weiter an Relevanz in der politischen Kommunikation. Das zeigt eine aktuelle Studie der Kommunikationsagentur MSL und des Kommunikationsberaters Martin Fuchs. 54 Prozent aller Bundestagsabgeordneten (in Zahlen: 343 von 630) haben ein Profil auf dem Business-Netzwerk. Fast jeder dritte Abgeordnete (30 Prozent; in Zahlen: 190) hat LinkedIn in den vergangenen drei Monaten aktiv genutzt, also Beiträge geteilt, kommentiert oder geliked. Noch intensiver ist die Nutzung bei Mitgliedern der neuen Bundesregierung: Minister, Staatsminister und parlamentarische Staatssekretäre haben bei LinkedIn die höchsten Nutzungsraten: 71 Prozent (40 von insgesamt 56) besitzen ein Profil, mehr als die Hälfte davon (in Zahlen: 22) nutzt die Plattform aktiv.
Grüne bei Nutzung vorne, AfD und Linke sind LinkedIn-Muffel
Bei den Abgeordneten haben Parlamentarier von Bündnis 90 / Die Grünen die Nase vorn. 69 Prozent der Mitglieder der Grünen-Fraktion (59 von insgesamt 85) haben ein Profil, 73 Prozent davon (in Zahlen: 43) nutzen die Plattform aktiv. Bei der Union sind es 69 Prozent (in Zahlen: 144 von 208, davon 100 aktiv), bei der SPD 63 Prozent (in Zahlen: 75 von 120, davon 35 aktiv). Das Profil mit den meisten Followern hat Robert Habeck (500.000), Bundeskanzler Friedrich Merz kommt auf 244.000 Follower.
Abgeordnete von Union, SPD und Grüne bilden Top 10
Auch die Top 10 der Bundestagsabgeordneten mit den meisten Followern verteilen sich auf die drei Parteien Union, SPD und Grüne. Zwischen Platz zwei (Friedrich Merz) und Platz drei (Jens Spahn) ist der Abstand jedoch groß: Gut 80.000 Follower weist der CDU-Politiker auf. Danach folgen Norbert Röttgen (CDU; 42.500 Follower), Franziska Brandtner (Grüne; 35.300 Follower), Felix Banaszak (Grüne; 30.700 Follower) und Roderich Kiesewetter (CDU; 30.400 Follower). Die SPD-Bundesministerinnen Verena Hubertz (25.600 Follower) und Reem Alabali-Radovan (21.000 Follower) folgen auf den Plätzen acht und neun. Komplettiert wird die Top 10 von Vizekanzler Lars Klingbeil (20.500 Follower).
Insgesamt geht die LinkedIn-Nutzung im Vergleich zum letzten Bundestag, in dem 60 Prozent aller Abgeordneten einen Account hatten, zwar leicht zurück. Das liegt vor allem an den großen Mandatsgewinnen von AfD und Linke, die LinkedIn unterdurchschnittlich nutzen: Bei der AfD-Fraktion sind nur 29 Prozent (in Zahlen: 44 von 151) mit einem Profil registriert (davon 7 aktiv), bei den Linken sind es 31 Prozent (in Zahlen: 20 von 64, davon 4 aktiv).
Politik professionalisiert sich weiter – Chancen für Vernetzung mit der Wirtschaft
Das zeigt: Die etablierten Parteien haben das Potenzial von LinkedIn erkannt und nutzen es zunehmend professioneller.
”„Im Vergleich zu X, das in erster Linie für die unmittelbare Kommunikation genutzt wird, haben Bundestagsabgeordnete von Grüne, Union und SPD das Potenzial von LinkedIn vor allem für fachliche Diskussionen erkannt“, sagt MSL-Digitalchef Mischa Heuer. „Abgeordnete nutzen das Business-Netzwerk, um in einem deutlich gemäßigteren Umfeld über politische Themen, Wirtschaftsstrategien und branchenspezifische Themen zu diskutieren und sich als Vordenker zu positionieren. Das erklärt auch, warum AfD und Linke weit unterdurchschnittlich auf LinkedIn vertreten sind: Für ihre Positionen ist auf LinkedIn wenig Raum – zumal sich in einem Businesskontext mit Angabe von Klarnamen und Arbeitgeber nur die wenigsten Wähler trauen würden, deren Inhalte zu liken.“
Mischa HeuerHead of Digital
”„Die Analyse wurde nach 2022 und 2024 zum dritten Mal durchgeführt und wir sehen, wie LinkedIn sich immer stärker zu einem relevanten Tool politischer Kommunikation entwickelt hat. Einige Spitzenpolitiker erreichen mit authentischer guter Kommunikation Millionen Nutzer auf der Plattform und trotzdem findet LinkedIn in der öffentlichen, medialen und wissenschaftlichen Wahrnehmung fast nicht statt“, so der Politikberater Martin Fuchs. „Ich bin extrem überrascht über die breite Nutzung des Netzwerks in der neuen Bundesregierung, LinkedIn gehört damit zu den wichtigsten politischen Kommunikationsplattformen in Deutschland. Das zeigt, dass digitale Kommunikation ohne extreme, polarisierende und populistische Inhalte erfolgreich sein kann."
Martin FuchsPolitikberater
Für die Analyse wurden alle Regierungsmitglieder und Bundestagsabgeordnete erfasst und analysiert, ob sie ein LinkedIn Profil haben und ob sie auf der Plattform aktiv sind. „Aktiv sein” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie in den letzten drei Monaten (Stand April 2025) gepostet, geliked oder kommentiert haben. Der Stand der jeweiligen Follower-Zahlen bezieht sich auf den 9. Juni 2025.